Autismus – was ist das?
Autismus ist eine vielschichtige und komplexe Entwicklungsstörung des Gehirns. Sie umfasst neuronale und psychische Veränderungen in der Gehirnentwicklung. Je nach Ausprägung sind die Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die Entwicklung der sozialen Interaktion, die Kommunikation und das Gesamtverhalten des Kindes beeinträchtigt. Autismus ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine „tiefgreifende Entwicklungsstörung“. Traditionell unterscheidet man u.a. die Unterformen frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom und atypischer Autismus. Die Übergänge sind aber fließend, so dass zunehmend der Begriff Autismus-Spektrum-Störung verwendet wird. Die Diagnosestellung kann nur durch einen Arzt/Psychiater erfolgen.
Was sind die Symptome?
Die Symptome bei Autismus können von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein und variieren in ihrer Ausprägung. Es gibt kein einheitliches Symptombild, das sich auf alle Kinder übertragen lässt. Die meisten autistischen Kinder weisen drei wesentliche Hauptmerkmale auf:
- beeinträchtigte soziale Interaktion
- beeinträchtigte Kommunikation und Sprache
- sich wiederholende, stereotype Verhaltensweisen und Interessen
Soziale Beziehungen
Kinder mit Autismus haben häufig ein großes Empathiedefizit. Ein natürliches Einfühlungsvermögen und das Verstehen von Gedankengängen anderer Kinder oder Erwachsener ist bei vielen autistischen Kindern nicht ausreichend ausgeprägt. Aufgrund dieses Unverständnisses können sich Kinder mit Autismus oft nicht an gesellschaftliche Normen halten und haben Probleme, Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie vermeiden Blickkontakt und ihre Mimik/Gestik ist häufig emotionslos, was andere Menschen als unsympathisches Verhalten verstehen.
Sprache und Kommunikation
Besonders in der Entwicklung der Sprache weisen Kinder mit Autismus spezifische Besonderheiten auf. Die Sprachentwicklung ist oft gestört bzw. stark verzögert ausgebildet. Häufiges Wiederholen von Wörtern (Echolalie), individuelle Wortneubildungen (Neologismen) und auch monotone Betonung im Gespräch können auftreten. Ebenfalls ist richtiges Deuten bzw. Verstehen von Ironie, Witzen oder Sprichwörtern für Kinder mit Autismus in der Regel nicht möglich. Auch eine Identifizierung mit dem Wort „Ich“ ist häufig problematisch und erst spät oder manchmal auch nie möglich. Im Laufe der Zeit werden den Kindern diese Problematiken bewusst, was zu Aggression oder auch Frustration führen kann.
Verhaltensweisen/Stereotypien
Das Verhalten von Kindern mit Autismus wirkt auf Mitmenschen meist sehr ungewöhnlich. Eine extreme Gestik und/oder gleichbleibende sich wiederholende Verhaltensmuster (Stereotypien), wie zum Beispiel Schaukeln, Kreisen von Dingen oder auch Wedeln mit den Armen oder Füßen, sind typisch für Autismus. Betroffene Kinder zeigen zudem ein übermäßig fokussiertes Interesse an bewegten Objekten oder eine beharrliche und intensive Beschäftigung mit einem bestimmten Thema (Zahlen, Symbole …). Sie können sich zum Beispiel über viele Stunden hinweg intensiv und ohne ihre Umwelt wahrzunehmen mit einem einzigen Spielzeug beschäftigen.
Kinder mit Autismus bestehen auf Routine im Alltag. Bereits kleinste Veränderungen von gewohnten Handlungsabläufen können extreme Verhaltensweisen auslösen, was je nach Situation und Ausprägungsgrad von Kind zu Kind unterschiedlich ausfallen kann.
Welche frühen Erkennungszeichen gibt es?
Mangelndes Interesse an Mitmenschen, dem sozialen Umfeld und/oder zwischenmenschlichen Beziehungen können erste Anzeichen von Autismus sein. Allerdings deuten diese Auffälligkeiten nicht zwangsläufig auf eine Behandlungsbedürftigkeit hin. Die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten von Kleinkindern entwickeln sich bis zum 2. Lebensjahr generell sehr unterschiedlich. Eine Diagnose kann nur durch einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder einen Kinderarzt gestellt werden. Anhand von körperlichen Untersuchungen und speziellen Fragebögen kann der Facharzt Anzeichen eines autistischen Verhaltens feststellen und eine geeignete Therapie empfehlen. Doch auch Sie können Ihr Kind unterstützen, indem Sie Auffälligkeiten beobachten und Ihrem Facharzt davon berichten.
Achten Sie im Alltag verstärkt auf folgende Auffälligkeiten:
- Vermeidung von Blick- und/oder Körperkontakt
- emotionaler oder sozialer Rückzug
- Anzeichen von Stereotypien oder andere auffällige Verhaltensmuster
- Aggressivität gegenüber Mitmenschen oder sich selbst
- deutliche Defizite in der Sprachentwicklung
Wie wird die Diagnose gestellt?
Eine umfangreiche körperliche, psychiatrische und neurologische Untersuchung ist für die Abgrenzung zu anderen Krankheitsbildern wie ADHS, Angst- und Zwangsstörungen unerlässlich. Falls Sie und Ihr behandelnder Kinderarzt einen Verdacht auf Autismus haben, wird Sie dieser an entsprechende Fachärzte/Psychiater weiterverweisen, die dann eine gesicherte Diagnose stellen können.