Expertenrat

Welche Untersuchung zur Bestimmung der Darmflora raten Sie?

Frage von AREA:

Welche Untersuchung zur Bestimmung der Darmflora raten Sie?

Ist ein „Gesundheitscheck Darm“ wie dieser hier empfehlenswert?

Die Labordiagnostik umfasst folgende Untersuchungen:

* mikrobiologische Nachweis von aeroben und aneroben Bakterien (Darmfloraanalyse)

* Nachweis von Pilzen im Darm

* pH-Wert

* Untersuchung der Verdauungsleistung mit Bestimmung der Verdauungsrückstände, Gallensäuren und der Pankreaselastase im Stuhl (Bauchspeicheldrüsenfunktion)

* Untersuchung der Schleimhautabwehr – sekretorisches Immunglobulin A

* Untersuchung des Entzündungsmarker Calprotectin

* Erfassung von Permeabilitätsstörungen (Leaky gut – durchlässiger Darm) mittels Zonulin

Vielen Dank für Ihre Empfehlung im Voraus

Mit freundlichen Grüßen

Antwort unseres Experten:

Vielen Dank für Ihre sehr gute Frage. Derzeit bieten immer mehr Unternehmen entsprechende „Gesundheitschecks Darm“ an, Sie können außerdem eine Vielzahl an Angeboten für eine „Komplette Darmflora-Analyse“, eine „Umfassende Stuhluntersuchung“ oder ähnliche Angebote finden.

Die hier angebotenen Untersuchungen können sehr hilfreich sein, wenn eine konkrete Fragestellung vorliegt oder eine spezifische medizinische Diagnostik erforderlich ist:

  • Die aufwändige mikrobiologische Komplettuntersuchung von Bakterien, Viren und Pilzen im Darm meist mit genetischen Methoden (Mikrobiomanalyse) ist aktuell bei speziellen wissenschaftlichen Fragestellungen sinnvoll, um Gruppenvergleiche durchzuführen (Beispiel: Haben Patienten mit bestimmten psychischen Störungen, z.B. ADHD oder Depressionen eine veränderte Zusammensetzung ihrer Darmbakterien und hat dieser Unterschied im Vergleich zu einer gesunden Population möglicherweise einen Einfluss auf die Erkrankung). Aussagen im Einzelfall (z.B. hat man ein höheres Risiko für eine solche Erkrankung) lassen sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht treffen.
  • Der Nachweis einzelner Bakterienarten kann beispielsweise bei der Diagnostik internistischer Infektionskrankheiten wie z.B. einer Clostridieninfektion des Darms zielführend sein, sofern eine entsprechende Symptomatik vorliegt. Zusätzlich wird man hier überprüfen, ob Resistenzen gegen Antibiotika vorliegen, um eine möglichst zielgerichtete Therapie einleiten zu können.
  • Die Untersuchung bestimmter Enzyme im Stuhl wie z.B. der Pankreaselastase kann einen Hinweis auf eine Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse geben und ist dann sinnvoll, wenn Ihr behandelnder Arzt durch eine entsprechende Symptomatik, die Sie ihm berichten (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fettstuhl etc.) den Verdacht einer Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse hat.
  • Eine Veränderung des Immunglobulins A, das in nahezu allen Körperflüssigkeiten vorkommt, ist sehr unspezifisch und kann auf vielfältige Erkrankungen hinweisen (z.B. Nieren- oder Darmerkrankung, allergische Erkrankungen uva.). Auch hier kann eine gezielte Diagnostik hilfreich sein, der Wert wird jedoch meist im Blut bestimmt, um einen verlässlichen Untersuchungsbefund zu erhalten.
  • Zonulin ist ein Serummarker (d.h. man misst im Blut), der bei einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut verändert sein kann. Allerdings gibt es auch viele andere Ursachen einer veränderten Zonulin-Konzentration, sodass der Laborwert alleine derzeit kein etablierter Marker für eine solche Störung ist.

Fasst man die hier dargestellten Fakten kurz zusammen, so kann man festhalten, dass einzelne Untersuchungen im Kontext einer medizinisch fundierten Diagnostik bei entsprechender Symptomatik sinnvoll sein können, dass aber die Vielzahl der „Gesundheits-Checks“  ohne spezifischen Grund nicht sinnvoll sind.

Eine kurze Zusammenfassung und weiterführende Links sind auch hier nachzulesen.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Thomas C. Baghai, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

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